HartzPlus, ein bundesweit einmaliges wissenschaftliches Experiment, soll erstmals herausfinden, wie es sich auf Menschen auswirkt, wenn sie nicht unter dem Druck von Sanktionen stehen – und das über einen Zeitraum von 3 Jahren. Startschuss war der 1. Februar 2019.
Hartz-4-Sanktionen sind eine gängige staatliche Praxis. Gegen 8,5 % der Menschen in Hartz 4 wurde im Jahr 2018 mindestens eine Sanktion ausgesprochen. Das waren insgesamt fast 1 Million Sanktionen. Angesichts dieser beträchtlichen Zahlen stellt sich unmittelbar die Frage: Welche Auswirkungen haben Sanktionen und die Androhung hiervon auf die Menschen?
Wir wollen es herausfinden. Bis zum Frühjahr 2022 sichern wir 250 Menschen bedingungslos und unbürokratisch gegen Hartz-4-Sanktionen ab: Sanktionen werden durch den Verein finanziell und bedingungslos ausgeglichen. 250 weitere Personen bilden die Vergleichsgruppe und erfahren keinerlei finanzielle Unterstützung. Beide Gruppen nehmen in regelmäßigen Abständen an anonymen Onlineumfragen teil.
Das Wuppertaler Institut für Unternehmensforschung und Organisationspsychologie (WIFOP) übernimmt unter Prof. Dr. Rainer Wieland die unabhängige wissenschaftliche Leitung der Studie. Die Studie ist ergebnisoffen; es werden keine einseitigen Hypothesen überprüft. Ziel ist es vielmehr, Erkenntnisse zu gewinnen, die Hinweise auf wissenschaftlich fundierte und wirksame Maßnahmen im Kontext Grundsicherung liefern.
"Hartz 4 wird sehr kontrovers diskutiert. Vorurteile und politisches Interessenkalkül stehen dabei oft im Vordergrund. Was uns aber fehlt sind zuverlässige Informationen: Wie wirkt sich die Lebenssituation von Hartz 4-Beziehenden auf ihr Denken, Fühlen und Handeln aus und welche Rolle spielen Sanktionen dabei? HartzPlus soll für diese Fragen wissenschaftlich fundierte Antworten finden."